
Ein Chatbot muss nicht zwingend langweilig aussehen, Sie können auch Chatbot-Dialoge attraktiv gestalten. Wenn Ihr Chatbot neben seiner Kernaufgabe auch auf die Marke einzahlen soll, werden Sie ihn auch daran messen, ob er optisch zur Marke passt. Das beginnt bei den Hausfarben und endet bei der Typografie.
Das Logo und der Claim können eigentlich immer untergebracht werden. Falls für den Claim kein Platz vorhanden ist, muss es beim Logo bleiben. Natürlich ist gerade auf einem Smartphone nicht viel Platz, sodass fein ziselierte Elemente evtl. nicht zu erkennen sind. Aber das Problem haben Sie sicher schon bei Werbematerialien gehabt und gelöst.
Wenn Sie keinen Avatar oder eine Symbolfigur einsetzen, können Sie überlegen, das Logo zur Kennzeichnung der Chatbot-Statements einzusetzen (vgl. Screenshot). Das kennzeichnet quasi nebenbei Ihren Part des Dialogs und ist gut erkennbar. Wie das aussehen kann, zeigt der Chatbot vom Maggi Kochstudio im Facebook Messenger: Das Logo ist zwar klein, aber es ist optisch sofort als das Kochstudio-Logo erkennbar, weil die Farben und die Anmutung passen. Das ist der erste Schritt, um die Chatbot-Dialoge attraktiv zu gestalten.

Die Hausfarben in den Dialogen einzusetzen ist normalerweise kein Problem, wenn es nicht Vorgaben seitens des Channels gibt. Beim Facebook Messenger werden Sie aktuell keine Farbänderung hinbekommen, da muss es beim Logo bleiben. Setzen Sie den Chatbot dagegen auf einer Website ein, können Sie die Farben genau steuern. Das klappt sogar in WordPress mit einem Gratis-Plugin. Nutzen Sie die Möglichkeit, die Chatbot-Dialoge markenkonform zu gestalten.
Wenn die Integration in die Website CSS versteht, können Sie die Typografie ebenfalls markenspezifisch steuern. Ihre Hausfarbe kann auch ideal zur Kennzeichnung Ihrer Antworten im Chatbot verwendet werden, achten Sie dabei auf ausreichenden Kontrast.
Bei Ihren Print-Produkten setzen Sie auf Typografie und gute Gestaltung? Dann sollten Sie versuchen, auch die Chatbot-Dialoge passend zu gestalten und Typografie ansatzweise zu nutzen. Typografische Elemente sind im Chatbot meist kaum „aus dem Stand“ einsetzbar: An- und Abführungen sind bei der Eingabe auf der Plattform meist „amerikanisch“, also ausschließlich in Hochkommata. Praktische Automatismen wie in Word gibt es nicht. Allerdings können Sie die wichtigsten typografischen Zeichen bei gedrückter ALT-Taste über den Nummernblock eingeben.
Bevor hier jetzt eine Kurzübersicht folgt, noch ein Praxis-Tipp: Geben Sie testweise einen Text mit Ihren wichtigsten typografischen Elementen in Word ein. Wenn Word die Eingabe automatisch korrigiert hat und Sie zufrieden sind, kopieren Sie das Ergebnis auf der Chatbot-Plattform in eine Antwort des Chatbots und rufen Sie diese ab. Bleibt alles erhalten, müssen Sie sich vielleicht gar nicht groß mit der Eingabe von Sonderzeichen beschäftigen. Wenn doch, hilft die folgende Übersicht:

Für diejenigen, die jetzt nicht suchen möchten, hier noch die wichtigsten typografischen Zeichen als Übersicht.
Weitere Symbole | ||
Zeichen | Windows | Mac |
… | 0133 | Alt + . |
‹ | 0139 | Alt + Umsch + N |
› | 0155 | Alt + Umsch + B |
» | 0187 | Alt + Q |
« | 0171 | Alt + Q |
‚ | 0130 | Alt + S |
‘ | 0145 | Alt + # |
‰ | 0137 | Alt + Umsch + E |
® | 0174 | Alt + R |
Für die CI nicht so wichtig, aber für die Art und Weise, wie Ihr Chatbot kommuniziert, entscheidend sind die im Chat beliebten Smileys oder Emojis. Es sieht einfach freundlicher aus, wenn eine Antwort ein Emoji enthält. Es lohnt sich zu testen, ob Sie damit die Chatbot-Dialoge zusätzlich gestalten können.


Es sind Kleinigkeiten, und sie machen den Dialog länger – aber es sieht auch gleich viel freundlicher aus.
Emojis kann man normalerweise auch nicht eingeben, deshalb empfehlen wir, zunächst mit einem kopierten Emoji zu testen, ob der Chatbot das anzeigen kann. Eine nützliche Quelle zum Kopieren ist folgende: https://emojikopieren.de/. Dort werden die Emojis zwar nicht beschrieben, aber sie sind so groß, dass man gut erkennen kann, was kopiert wird.
Wenn das mit dem Kopieren klappt, können Sie viele Antworten im Chatbot mit den passenden Emojis aufwerten. Ihr Chatbot wirkt gleich viel freundlicher.
Die „Gegenrichtung“ ist natürlich ebenfalls interessant, denn was passiert, wenn Nutzer statt einer Antwort ein Emoji schicken? Auch hier empfiehlt sich zunächst der Test, ob der Chatbot Emojis „versteht“. Am besten legen Sie sich einen Test-Intent auf der Chatbot-Plattform an, in dem zunächst nur ein oder zwei Utterances in Form von Emojis als Beispiele angegeben werden. Als Antwort können Sie einen Text oder auch gleich ein Emoji verwenden. Speichern, testen – und wenn alles klappt, versteht Ihr Chatbot auch Emojis. Idealerweise testen Sie als nächstes das „Verständnis“ von zwei oder drei Emojis. Kommt der Chatbot damit klar? Auch wenn sich die Reihenfolge ändert?
Wenn das klappt, können Sie Kundenreaktionen, die aus Emojis bestehen, passend beantworten. Wie viele Beispiele Sie als Training-Phrases benötigen, kann man nicht pauschal beantworten. Entscheidend ist, dass Ihre Plattform das versteht. Testen Sie außerdem, ob Emojis im Text oder am Textende die Erkennung erschweren (Score-Wert vergleichen). Wenn ja, lohnt sich auch hier der Test mit Emoji. Letztlich sollen Emojis nicht zu schlechteren Erkennungsquoten führen.
Natürlich können Sie mit Emojis auch QuickReplies unterstützen oder simulieren. Wenn Sie Ihre Bestätigungen mit 👍oder 👎für ja/nein bzw. Zustimmung/Ablehnung kennzeichnen, sollte das der Chatbot auch verstehen, falls jemand das Emoji eingibt. Und wenn Sie meinen, das brauche man nicht, sagt die User Experience eines bekannten japanischen Chatbots das Gegenteil. Dort haben sie festgestellt, dass mit Emojis statt Text das Benutzerengagement an bestimmten Stellen um den Faktor 1,47 stieg. %0 % oben drauf – nicht schlecht, oder?
Wenn Ihr Chatbot nicht nur typographisch sauber die Markenbotschaft unterstützt, freundlich mit Emojis kommuniziert und diese auch noch zumindest teilweise versteht, fehlt nur noch: Verständnis für Abkürzungen oder Jargon. Sprich: alles, was lässig ist.
Das ist nicht abwegig, denn typische Formeln wie „yep“ oder „nope“ sollte Ihr Chatbot schon verstehen, wenn die adressierte Zielgruppe so etwas nutzt. Planen Sie das sinnvollerweise gleich bei den Beispielen ein. Auch gängige Akronyme, die als Antwort kommen könnten, sollten in den Training Phrases erscheinen.
Martin Koch